Allgemein

Überredungsversuche der durchführenden Akteure

Die Argumente

Im Zuge der Entschädigungsgespräche für die durchgeführten Probebohrungen versuchen die Mitarbeiter der Netzbetreiber auch gleich, die Bahn für die nachfolgend zu verhandelnden Servitutsverträge zu ebnen:

  1. Der Grundbesitzer solle das Angebot der Netzbetreiber doch annehmen. Zwar nicht gleich das erste, weil dann nachgebessert würde. Dann sei aber auf jeden Fall der richtige Zeitpunkt, um zu unterschreiben.

  2. Ein Erdkabel ginge sowieso nicht, in anderen Ländern würden auch keine Erdkabel mehr gebaut, sondern dort ginge man schon wieder zurück zu den Freileitungen.

  1. Das Erdkabel würde auch ganz heiß im Boden, sodass darüber nichts wächst. Außerdem müsse viel Beton in den Boden eingebracht werden, also alles nur schlecht für die Landwirte.

  1. Die Landwirte in Vorchdorf (Almtalleitung) haben sich enteignen lassen und hätten nur verloren.

Das „schreit“ förmlich nach einer Richtigstellung

Denn diese Aussagen klingen doch wohl eher wie eine Beleidigung der Intelligenz des Bauernstandes.

  1. Zum Punkt „Angebot der Netzbetreiber annehmen“:

    Jeder Grundbesitzer muss natürlich selbst entscheiden, ob und wann er ein Angebot der Netzbetreiber annimmt. Die Vertreter der Netzbetreiber werden sicherlich mit dem Argument kommen: „Ist eh alles mit der Landwirtschaftskammer abgesprochen“.
    Wer trotzdem einen Preisvergleich machen will, findet dazu Informationen in unserem Rundbrief Mai 2023.
    https://muehlviertel110kv.at/2023/05/12/neues-von-der-entschaedigung-der-enteigneten-landwirte-im-innviertel/

  2. Zum Punkt „…in anderen Ländern würden auch keine Erdkabel mehr gebaut“:
    Das Gegenteil ist der Fall, dort werden Freileitungen abgebaut und die Kabel unter die Erde verlegt.
    Bericht: https://www.bz-berlin.de/berlin/treptow-koepenick/im-osten-fallen-die-strommasten
    Interessant in dem Bericht ist auch, dass die Kabel unter den Asphalt gelegt werden. Also ähnlich wie beim Kanal unter der Straße oder wie auch beim Breitband-Internet am Straßenrand eingepflügt. Sicherlich nicht querfeldein über die besten Äcker und Wiesen.

  3. Zum Punkt „Boden über dem Erdkabel würde ganz heiß und viel Beton würde beim Erdkabel eingebracht“:
    Zur Bodenerwärmung findet man einige Studien die aussagen, dass sowohl die Bodenerwärmung, als auch die Austrocknung zu vernachlässigen ist.
    Betriebstemperatur ist zwar von 40 bis 70 Grad (bei Volllast), in der Regel jedoch 40 Grad. Durch die Überdeckung von 1,2m bleiben an der Oberfläche maximal 1 bis 4 Grad messbar.
    Auch Freileitungen können eine Betriebstemperatur von 70 bis 80 Grad bei Volllast haben, in der Regel aber nur rund 50 Grad.
    (Quelle Studie Raesfeld der UNI Freiburg)
    Bei der Freileitung Frinsdorf-Rainbach wurden je Mastfundament rund 130m³ Beton verbaut (5x5x5m Sockel + Fundamentplatte ergibt 130m³) – Quelle: Linz Netz GmbH.
    Für Muffenbunker bei Erdkabelverlegung werden rund 12m³ Beton eingebracht (4,13×3,6×1,2m, Wandstärke 25cm) – Quelle: Bayernwerk, Stand 16.4.2021.
    Ein ganz wesentlicher Unterschied liegt aber vor allem in den Abständen zwischen den Mastfundamenten bei Freileitungen und den Abständen zwischen den Muffenbunkern (Kabelstückelung) bei Erdkabelausführung.
    Abstand zwischen 170 Maststandorten: rund 250m (querfeldein über Äcker und Wiesen!)
    Abstand zwischen 40 –  50 Muffenbunkern: rund 800 – 1.000m (sicher nicht Querfeldein, eingepflügt!)
    Betonverbrauch Gesamt: Freileitung – 22.000 m³, Erdkabel – 600 m³.

  4. Zu Punkt „Landwirte in Vorchdorf haben nur verloren“:
    Ja, viele Landwirte entlang der Almtalleitung haben sich enteignen lassen und haben dann nicht auf eine höhere Entschädigung geklagt.
    Jene Landwirte im Innviertel aber – und das waren 75% aller betroffenen Grundbesitzer – haben gegen die bescheidene Entschädigung geklagt. Sie bekommen jetzt bis zum 4-fachen mehr an Entschädigung als jene, die sich von der Energie AG „billig abspeisen haben lassen“.
    Wir haben in unserem Rundbrief vom Mai 2023 ausführlich darüber berichtet.

Rudolf Niederwimmer, IG Landschaftsschutz Mühlviertel

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