AllgemeinNewsletter

Erdkabel-Rundbrief Mai 2022

Veröffentlicht

Liebe Freundinnen und Freunde unseres schönen Mühlviertels !

Warum zahlen wir so viel für die Energie?

Wie überall ist auch bei der Strompreisbildung das Angebot und die Nachfrage entscheidend. Die Stromhändler müssen ihren Bedarf von den Stromerzeugern einkaufen. Zum einen erfolgt dies über langfristige Kontrakte, zum anderen über Zukauf zu tagesaktuellen Preisen. Das geschieht täglich an der Strombörse in Leipzig. In virtuellen Auktionen wird der Strompreis für den Folgetag bestimmt.

Dabei werden täglich die in Betrieb stehenden Kraftwerke in eine Liste (Merit-Order-List) aufgenommen, angefangen mit jenen, die zu den geringsten Kosten Strom anbieten. Das sind zunächst Erzeuger erneuerbaren Stroms, weil sie niedrige Erzeugungskosten haben. Daher wurde ihnen auch per Gesetz ein Vorrang eingeräumt. Die nächsten in der Liste sind dann schon teurer, weil sie mit Atom, Gas oder Kohle Strom erzeugen. Es werden so lange Stromerzeuger in der Liste hinzugefügt, bis der geplante Bedarf für jede einzelne Stunde des nächsten Tages gedeckt ist.

Ein fiktives Beispiel:

warum zahlen wir so viel für die Energie -geplanter-bedarf-in-gw

 

Welcher Preis wird nun für die Verrechnung herangezogen?

Es zählt der Preis des letzten, in die Merit-Order-List hinzugefügten Kraftwerkes, also der Preis des teuersten Produzenten. Dieser Preis gilt dann auch für alle in die Tagesliste aufgenommenen Kraftwerke. Das heißt, wenn am Ende der Liste ein teures Gaskraftwerk steht, weil es eben zur Deckung des geplanten Stunden- Tagesbedarfs benötigt wird, kann ein seit Jahren abgeschriebenes Flusskraftwerk den gleichen Preis für seine Energieproduktion verrechnen.

Nun wissen wir ja, dass der Energiebedarf hoch ist, bzw. noch steigen wird, sodass die teuren Gaskraftwerke sicherlich benötigt werden. Besonders dann, wenn Flusskraftwerke oder Windparks „in Wartung“ stillstehen oder nur mit Teillast laufen. Der überwiegende Teil der österreichischen Stromerzeugung geschieht mittels Wasserkraft. Diese Kraftwerke sind längst abgeschrieben und das Wasser der Flüsse ist ja nicht teurer geworden. Warum dann diese enormen Kostensteigerungen, sodass sich die Politik sogar veranlasst sieht, uns einen 150 € Scheck zu schicken? Eben weil es machbar ist und die Politik nicht einschreitet.

Ehrenhalber muss man aber auch festhalten, dass es noch alte Lieferkontrakte gibt, an die sich die meisten Energieunternehmen halten.

Monopolisten in öffentlicher Hand

Die allermeisten Netzbetreiber und Energieerzeuger sind quasi Monopolisten und befinden sich überwiegend in öffentlicher Hand bzw. in der Hand von sogenannten Kernaktionären (z.B. bei der Energie AG: Raiffeisen, Linz AG, TIWAG, Verbund, Oberbank). Dazu kommt noch eine Art Kartellvereinigung, sodass alles schön nach Bundesländern abgegrenzt wird, bzw. der Verbund die „Hoheit“ über 380 KV bzw. 220 KV Leitungen hat. Auch sind die meisten dieser Unternehmen durch Beteiligungen untereinander verschränkt, wohl damit keiner „ausbüxt“ und sich womöglich auf seinen Auftrag als Unternehmen der öffentlichen Hand besinnt.

Die Energieunternehmen werden sich für das heurige Jahr anzunehmender weise groß feiern. Es wird wahrscheinlich das beste Jahr in deren Unternehmensgeschichte werden –  „Dem Gas sei Dank“. Und die sich als Wirtschaftskapitäne gerierenden Landesenergieversorgungslenker spielen da gerne mit.

Die Politik hat offenbar keinerlei Absicht, daran etwas zu ändern. Die üppigen Dividenden, die diese quasi Monopolisten an das jeweilige Budget abführen, sind doch wie eine indirekte Steuer. Da kann man schon einmal 150 € an jeden Haushalt per Scheck (!) schicken. Der Verwaltungsaufwand für dieses aberwitzige Unterfangen wird wahrscheinlich noch einmal den gleichen Betrag ausmachen. Und trotzdem werden die „Sonderdividenden“ ein vielfaches dieser Kosten ins jeweilige Budget einbringen.

Sollten diese Beträge nicht besser in ein modernes Leitungsnetz mittels Erdkabel investiert werden? Immerhin hat die Energie AG, laut SAIDI-Kennzahl, das zweitschlechteste Netz in Österreich. (Die Linz AG schneidet bei dieser Kennzahl nur deshalb etwas besser ab, weil ein Großteil ihres Leitungsnetzes in der Stadt als Erdkabel ausgeführt ist.)

Rudolf Niederwimmer

Interessengemeinschaft Landschaftsschutz Mühlviertel

 

Jetzt Online – Petition unterschreiben! 

Ein Gedanke zu „Erdkabel-Rundbrief Mai 2022

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert