Konstruktiver Widerstand der Zivilbevölkerung gegen geplante 110-kV-Freileitung im Mühlviertel – Präsentation wesentlicher Ergebnisse der 110-kV-Erdkabel-Machbarkeitsstudie
(von den Bürgern finanzierte Studie zur Machbarkeit einer Erdverkabelung anstatt einer Freileitung)
Die IG Landschaftsschutz Mühlviertel präsentierte bei einer Pressekonferenz in Linz eine Machbarkeitsstudie für eine innovative und kostenoptimierte Erdkabellösung im Mühlviertel. Hierzu haben sich die Verfasser Univ.-Prof. Dr.-Ing. Heinrich Brakelmann aus dem deutschen Rheinberg und Dr. Ing. Markus Pöller aus Tübingen in Linz eingefunden.
In der Studie wurde nach wissenschaftlichen Grundsätzen fundiert dargestellt, dass eine Erdkabellösung in der Planregion Mühlviertel technisch machbar ist und die Investitionskosten für eine gleichwertige Erdkabellösung im Vergleich zur geplanten Hochspannungs-Freileitung sogar geringfügig günstiger sind. Auch wenn man die im Zusammenhang mit der neuen Stromtrasse stehenden zusätzlichen Netzausbaukosten (Umbau bestehende Umspannwerke einschließlich Trenntransformatoren sowie Neuerrichtung des Umspannwerk Langbruck), sowie laufenden Betriebskosten einschließlich Netzverlusten berücksichtigt, ergeben sich nur geringe Mehrkosten im Ausmaß von cirka 18 %, bei einer allerdings wesentlichen höheren Netzzuverlässigkeit.
Wie die Studienverfasser dargelegt haben, sind diese bei den verwendeten Investitionskosten für eine Freileitung von einem aktuell in Deutschland angenommenen Durchschnittswert (TEUR 650/KM) als Basis (Faktor 1) ausgegangen. Die bereits nachgewiesenen Investitionskosten der vor kurzem neu errichteten 110-kV-Freileitung von Freistadt nach Rainbach mit TEUR 916/KM hätte in diesem Zusammenhang einen wesentlichen Kostenvorteil zu Gunsten des Erdkabels ergeben.
Rechtsanwalt Dr. Wolfgang List führte aus, sollten sich eventuell geringe Mehrkosten durch die Erdkabellösung ergeben, wiegen eine intakte Landschaft und geringer in Mitleidenschaft gezogene Wälder, welche ohnehin durch den Klimawandel schon strapaziert sind, diese um ein Vielfaches auf.
Der seitens des Energielandesrat Markus Achleitner bisher ins Treffen geführte Mehrkostenfaktor von 3,2 bei 110-kV-Erdverkabelung ist somit nachweislich nicht korrekt und das von der OÖ Landesholding GmbH beauftragte Gutachten zum Investitions- und Kostenvergleich vom Dezember 2018 als Entscheidungsgrundlage sowohl für das Land Oberösterreich als auch für die Netzbetreiber unbrauchbar.
Laut Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Markus Haslinger ist das Gutachten der Ernst & Young Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mbH. unter Anwendung der Grundsätze der guten wissenschaftlichen Praxis (GWP) geprägt durch Merkwürdigkeiten und Defizite, sodass dieses nach bloßer Überblicksanalyse geradezu bizarr wirkt.
Wie der Netzspezialist Dr.-Ing. Markus Pöller allerdings auch aufgezeigt hat, erzwingt das in OÖ derzeit angewendete Konzept des „gelöschten Netzes“ aktuell sehr hohe Zusatzkosten im oberösterreichischen Hochspannungsnetz. Wird dieses Konzept des „gelöschten Netzes“ beibehalten, wird es unvermeidlich sein, dass aufgrund des geplanten Erdkabelzubaus in den oberösterreichischen Zentralräumen (Städte und stadtnahe Gebiete werden generell erdverkabelt) gemäß dem aktuellen Stromnetz-Masterplan, dass Kosten im dreistelligen Millionenbereich in die Herstellung von Teilnetzen mit eigener Anspeisung anfallen werden. In Deutschland werden derzeit ebenfalls noch zirka 80 % der Stromleitungen im gelöschten Netz betrieben. Durch den auch dort vermehrten Kabelzubau an bestehende Stromnetze wird hier häufig schon eine Umstellung auf das Konzept „Niederohmige Sternpunkterdung (NOSPE)“ vorgenommen, wodurch ein unbegrenzter Kabelzubau ermöglicht wird. Dr. Pöller empfiehlt den Netzbetreibern daher jedenfalls noch vor der Teilnetzbildung nach dem bisherigen Konzept eine Kosten-Nutzen-Analyse hierzu zu erstellen, wodurch sich aus seiner Sicht sogar erhebliche Einsparungen im mehrstelligen Millionenbereich ergeben können.
Begleitend zur Veröffentlichung des Studienergebnisses haben sich zirka 1.000 betroffene Bürgerinnen und Bürger des Mühlviertels zu einer Kundgebung am Linzer Domplatz eingefunden. Nach einer zusammenfassenden Darstellung des Ergebnisses der Machbarkeitsstudie für die Anwesenden sind die Teilnehmer durch die Herrenstraße Richtung Promenade marschiert und haben die wichtigen Studienergebnisse vor das Linzer Landhaus getragen. Bernhard Neulinger als Obmann und Dominik Revertera als Obmann-Stellvertreter des Vereins IG Landschaftsschutz Mühlviertel haben in diesem Zusammenhang auch ihr Angebot für einen echten Dialog und eine Innovationspartnerschaft gegenüber den politischen Entscheidungsträgern und den Netzbetreibern nochmals erneuert.
Unterlagen zur Pressekonferenz
Bitte unbedingt die Online-Petition unterschreiben und an Freunde weiterleiten/teilen!
Petition „Ja Zu Erdkabeln – Nein Zu Umweltbelastenden Hochspannungsmasten“ unterschreiben
2 Gedanken zu „Nachbericht Pressekonferenz vom 14. August 2019“
Nicht nur Sorgen um die Landschaft, sondern auch bei Unwettern Sorgen um die Stromversorgung und die Menschen, die das wieder richten sollen…
Ja, wie recht du hast!!