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„Der Netzausbau ist dringend erforderlich“ – Kein Einwand, aber eben als Erdkabel

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Die Struktur des Stromnetzes im Allgemeinen, aus (Kein) Netzausbau für die Energiewende?

  • Das Höchstspannungs- oder Übertragungsnetz arbeitet mit 220.000 Volt oder 380.000 Volt und dient dazu, von Großkraftwerken erzeugten Strom an große Leistungstransformationen und ins internationale Verbundnetz zu leiten.

  • Das Hochspannungs- oder Verteilnetz arbeitet mit 110.000 Volt und versorgt verschiedene Regionen, Städte oder große Industriebetriebe über deren Umspannwerke. Sehr große Windparks speisen auf dieser Ebene ihren Strom ein.

  • Das Mittelspannungsnetz hat 20.000 Volt und verteilt den Strom an Krankenhäuser, Fabriken oder Transformatorenstationen. Auf dieser Ebene speisen die meisten Windparks und Groß-PV-Anlagen ihren Strom ein.

  • Das Niederspannungsnetz schließlich hat 220 Volt und verteilt den Strom in die einzelnen Häuser und auf dieser Ebene speisen auch private PV-Anlagen ihren Strom ein.

Und auf diesen untersten zwei Leveln brauchen wir tatsächlich einen Ausbau der Netze, um die Energiewende zu stemmen. Der marode Zustand der untersten Level ist der Grund dafür, dass die Netzbetreiber auf der Bremse stehen, wenn ein „Privater“ einspeisen möchte.

Dies ist auch der Grund dafür, dass die meisten Dächer noch leer sind. Dass man an einer Lotterie teilnehmen muss, um überhaupt eine Förderung für die private PV-Anlage zu bekommen. Ein Netzausbau auf der Nieder- und Mittelspannungsebene würde helfen, Strom in der Region zu erzeugen – und auch zu verbrauchen. Und damit auch den weidlich überstrapazierten Begriff „blackout“ hintan zu halten.

Wohin geht die Reise?

Natürlich kommt dann schnell das leicht höhnische Argument: „Und was macht ihr in Dunkelflautezeiten oder im Winter?“ Das sehen wir gelassen, denn das wird in Zukunft ganz sicher die Speichertechnologie erledigen. Die funktioniert jetzt zwar schon sehr gut, ist aber durch die fehlende Breitenwirkung der größeren Stromspeicher doch noch relativ teuer. Doch diese Preise werden purzeln.

Hier ein Auszug, der zwar nicht direkt auf die Hausspeicher abzielt, aber doch die zukünftige Speichertechnologie umreißt.
Aus „Auto Motor und Sport“ zur neuen Speichertechnologie mit Natrium-Zellen: https://www.auto-motor-und-sport.de/tech-zukunft/batterie-forschung-catl-natrium-akku-statt-lithium-ionen/

„Der chinesische Batterie-Spezialist CATL, mit dem Hersteller wie BMW und Mercedes zusammenarbeiten, hat für 2023 eine neue Zellchemie angekündigt, die nicht nur ohne Kobalt und Nickel, sondern auch ohne Lithium auskommt. Anfang 2022 haben die Chinesen zudem offenbar ein Patent angemeldet, das die überschaubare Energiedichte der ersten Natriumbatterie um 25 Prozent steigern soll.

Bisher galt die Natrium-Zelle lange vor allem für Stationärspeicher als besonders geeignet. So hebt das bereits 2011 gegründete britische Unternehmen Faradion die besonders hohe Be- und Entlade-Effizienz seiner Natrium-Zellen hervor, die mit 92 Prozent schon heute die EU-Ziele für Speicher erfüllen, die erst für 2030 gelten. Im Juni 2021 lizensierte Faradion seine Zelltechnologie für das schottische Unternehmen Amte Power Plc, das damit im großen Stil Stationärspeicher herstellen will.

Zusätzlich würde den Natrium-Zellen auch ihre Temperaturfestigkeit helfen. Faradion gibt an, dass sie die Kapazität von minus 20 bis plus 60 Grad hervorragend halten.

Gleichzeitig sind Natrium-Zellen erheblich brandsicherer als herkömmliche Lithium-Ionen-Zellen: Den so genannten Nageltest (Penetration einer geladenen Zelle) bestehen sie ohne Flammenentwicklung.

Experten schätzen den Kostenvorteil von Natrium-Zellen auf 30 bis 40 Prozent, CATL nennt perspektivisch sogar einen Preis von 30 Dollar pro Kilowattstunde. CATL rechnet so, weil die verwendeten Materialien bei der Natrium-Batterie auch abgesehen vom nicht mehr benötigten Lithium erheblich günstiger sind – Natrium ist das sechsthäufigste Element auf der Erde und kommt vor allem in Salzen vor (z.B. Kochsalz, NaCl), zum Beispiel in Meerwasser. Aber in der Natrium-Zelle müssen nicht einmal die Elektroden aus Kupfer zu sein, sondern können aus Aluminium gefertigt werden. Nickel an der Kathode ist offenbar auch nicht mehr nötig“

Was wollen aber die Netzbetreiber?

Die von den Netzbetreibern geplante 110kV Frei-Leitung durch unsere schöne Natur- und Kulturlandschaft dient ausschließlich dem Transport großer Strommengen über weite Strecken.
Nichts dagegen einzuwenden. Nur, bisher war die Leitung einfach nicht erforderlich. Sonst wäre sie schon seit 5 Jahren als Erdkabelvariante in Betrieb, denn vor 5 Jahren wurde das Projekt mit Beschwichtigungsveranstaltungen vorgestellt.
Der Leitungsbau hat offenbar noch immer keine Eile. Die Herrschaften nehmen in Kauf, dass es noch einmal 4-5 Jahre dauern wird, bis Strom fließt.
Denn so schnell werden auch die geplanten Groß-PV-Anlagen von rund 500 ha alleine im Bezirk Freistadt nicht in Betrieb gehen. In Urfahr-Umgebung wird über Ähnliches nachgedacht. In Rohrbach gibt es am Scheiblberg schon einen Vorgeschmack dazu.
Bei diesen riesigen Agro-PV-Anlagen gibt es dann im Vergleich zu privaten PV-Anlagen am Dach wohl nur sehr geringen Eigenverbrauch. Der Strom muss also abtransportiert werden. Das wird dann eine richtige Cash Cow für die Netzbetreiber.

Wiederum – wir sind nicht gegen den Leitungsbau. Legt die Kabel unter die Erde und alle sind zufrieden. Bei den riesigen Gewinnen, die diese Leitung einfahren wird, kann das doch kein Problem sein!

Rudolf Niederwimmer, IG Landschaftsschutz Mühlviertel

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