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Von „Alternativen Fakten“ und alternativen Wahrheiten

Was ist Wahrheit – was ist Lüge?

„Alternative Fakten“ (© Kellyanne Conway, Beraterin des seinerzeitigen US-Präsidenten Donald Trump) war das Unwort des Jahres 2017. Bei uns erleben diese „alternativen Fakten“ offenbar gerade ein Revival. Eine „Wiederbelebung“ auf oberösterreichisch.

Unter „Alternative Fakten“ fällt, dass wir ständig von den Netzbetreibern und deren Unterstützern hören: „Das ist beschlossen, das wird so gebaut, das ist jetzt fix.ABER: „Nix ist fix“.
Beschlossen haben das die Netzbetreiber nur für sich. Entschieden ob die Leitung in luftigen Höhen oder wohl doch als Mensch und Umwelt verträgliche Leitung unter der Erde kommt wird das in einer Vorstufe im Umweltverträglichkeitsverfahren und dann endgültig von einem Bundesgericht. Also lassen wir uns nicht ins Box-Horn jagen.

Jetzt nicht voreilig unterschreiben

Wenn sie euch Verträge zur Unterschrift vorlegen, so lasst diese bitte vor Unterschrift prüfen. Die Überprüfung der von den Netzbetreibern vorgelegten Verträge durch unseren Vertrauensanwalt ist für Mitglieder kostenlos.
Wie wir in Erfahrung bringen konnten, sind die vorgesehenen Entschädigungsbeträge „mehr als bescheiden“. Nicht einmal ansatzweise vergleichbar mit jenen, die unseren Innviertler Kollegen gerade erstinstanzlich zugesagt wurden. Im Übrigen hat diese Vertragsunterzeichnung sicherlich noch 2-3 Jahre Zeit. Mindestens so lange werden die Verfahren noch dauern. Wobei bei einer Erdkabelvariante, von der wir ausgehen, ohnehin wieder andere Entschädigungssätze gelten werden.

Unter „alternative Fakten“ fällt auch, dass die Energieversorgung des Mühlviertels kaum mehr aufrecht zu halten sei und daher die 110kV Leitung dringend benötigt würde.
Jeder Techniker bestätigt uns, dass das Mühlviertler Nieder- und Mittelspannungsnetz marode ist. Von den Trafostationen ganz zu schweigen. Diese sind, so scheint es, zum überwiegenden Teil noch aus den Anfängen der Elektrifizierung oder aus den späten 50er Jahren. Vielfach sieht man sogar noch die gemauerten Türmchen-Trafostationen. Könnte aber auch sein, dass diese schon unter Denkmalschutz stehen.

Es wurde einfach zu wenig in Leitungen und Trafostationen investiert. Sicherlich steckt keine böse Absicht dahinter, wenn heute das Einspeisen aus privaten PV-Anlagen ins Netz – über die 4kW hinaus, die laut Gesetz erlaubt werden müssen – abgelehnt wird.
Es rächt sich halt, dass die Gewinne, die aus den Netzgebühren erzielt wurden, über viele Jahre nicht reinvestiert wurden. Vielmehr wurde diversifiziert. Von der Energie AG eben in Tschechien in Leitungen anderer Art (Trinkwasser, Abwasser, Fernwärme) bzw. in Ungarn in die Müllentsorgung (AVE Ungarn Kft.). Diese hat Regierungschef Orban allerdings mehr oder minder „verstaatlicht“. Die Linz AG sollten wir fragen, ob sie mit den vielen Gewinnen, die sie mit den Mühlviertler Stromleitungen erzielt hat, Löcher im Stadt-Budget gestopft hat.

Unter „alternative Fakten“ fällt  ebenso die Aussage des Pressesprechers der Energie AG, Wolfgang Denk, dass Erdkabel in OÖ physikalisch nicht möglich sind.
Dazu gibt es die Machbarkeitsstudie von Prof. Dr. Brakelmann und Dr. Pöller für das Mühlviertel. Ich zweifle nicht daran, dass diese international gefragten Fachleute mehr von Physik verstehen als der gute Herr Denk.
Die geplante 110kV Leitung ist vor allem für die Ableitung des Stroms von den geplanten riesigen Agro-PV-Anlagen und den geplanten Windparks vorgesehen. Diese 110kV Leitung wird für die Netzbetreiber eine reine „Gelddruckmaschine“. Denn die Kosten für Bau und Betrieb werden uns auf die Netzgebühr aufgeschlagen. Die Gewinne hingegen fließen in die Dividenden der Aktionäre (Land OÖ und ein paar handverlesene Großaktionäre wie Banken, Versicherung) und wie anzunehmen ist, auch in das Budget der Stadt Linz. Einfach klassisch – Kosten sozialisieren, Gewinne privatisieren.

Aber sei es drum, wir sind nicht gegen den Leitungsbau, sehr wohl aber für das Verlegen unter die Erde.

Rudolf Niederwimmer, IG Landschaftsschutz Mühlviertel

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