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Stromverbrauch GESTERN – HEUTE – MORGEN

Stromverbrauch GESTERN

Nachfolgende Statistik wurde aus den Verbrauchsdaten der E-CONTROL bis 2021 zusammengetragen.
https://www.e-control.at/statistik/e-statistik/archiv/betriebsstatistik/jahresreihen
Button 1: Öffentliches Netz InlandsstromverbrauchJahresentwicklung
Button 2: Gesamte Elektrizitätsversorgung Inlandsstromverbrauch – Jahresentwicklung

Was sagt uns diese Statistik?

Im ersten Pandemiejahr gab es einen leichten Rückgang, der 2021 beinahe wieder aufgeholt wurde. Ansonsten ist der jährliche Zuwachs rund 1%.

Der Stromverbrauch war in der Vergangenheit – unabhängig vom Wirtschaftswachstum – im Schnitt sehr konstant (blaue Spalte)!

Dass aber wesentlich mehr Strom verbraucht als über das öffentliche Netz transportiert wird, zeigt die grüne Spalte. Rund 12,5% des Stroms benötigt keine Netzinfrastruktur der „Monopol-Netzbetreiber“.

Diese über die Jahre sehr konstanten Werte rühren daher, dass vor allem energieintensive Unternehmen zum Teil gleich mehrere eigene Wasserkraftwerke betreiben. Zum Beispiel die Papierfabriken der Prinzhorn-Gruppe oder die VOEST mit 7 und auch die ÖBB mit 9 eigenen Wasserkraftwerken.

Die Werte der grünen Spalte (Stromverbrauch ohne Transport über die Monopol-Netze) aber werden in den nächsten Jahren massiv steigen. Nicht nur die Privaten, vor allem aber die Klein- und Mittelbetriebe rüsten ihre teilweise riesigen Dachflächen mit PV Anlagen auf. Der Strom wird gleich selbst verbraucht. Sobald das Preis-Leistungs-Verhältnis der Speichertechnologie breitenwirksam ist, wird das noch einmal einen enormen Schub erfahren. Wir werden dann sehr viel Sonnenenergie des Sommers für den Verbrauch im Winter speichern können.

Bisher haben Haushalte und sonstige Kleinunternehmen 58% Anteil am Energietransport über öffentliche Netze, bezahlen aber um 69% höhere Netzkosten als die großen Unternehmen (restliche 42%).

Das wird sich auf Sicht massiv drehen durch Eigenproduktion, Eigenverbrauch und eigene Speicherung für den Winter. Die Netzbetreiber haben einen Versorgungsauftrag, den sie wie ein Mantra vor sich hertragen. Daher werden sie uns halt dann in längeren Dunkelflaute-Zeiten mit Notstrom versorgen müssen.

Es ist also kein Wunder, dass die Energie-Unternehmen Groß-PV-Anlagen mit Größenordnungen von 20 ha umzusetzen versuchen. Der Verlust landwirtschaftlicher Nutzflächen spielt da offenbar auch keine Rolle mehr. Der dort erzeugte Strom geht unweigerlich ins Netz, wird über weite Strecken (unter enormen Netzverlusten) in die Industriezentren transportiert. Das ist eben das Geschäftsmodell der Zukunft der Monopol-Netzbetreiber. Und dazu benötigen sie auch die 110-kV-Leitung im Mühlviertel.

Stromverbrauch HEUTE

Ein hochoffizielles Bild dazu liefert die Seite des BUNDESMINISTERIUMS FÜR KLIMASCHUTZ, UMWELT, ENERGIE, MOBILITÄT, INNOVATION UND TECHNOLOGIE

Österreichs Infoportal zur Energiesituation / energie.gv.at

Hier der aktuelle Verbrauch im Vergleich mit einem 5-Jahresschnitt.

Im vergangenen Jahr (bis November) haben wir einen relativ hohen Rückgang des Stromverbrauchs, wie aus der Grafik des Energieministeriums ersichtlich. Und das, obwohl die Wirtschaft noch ordentlich brummt.

Einen guten Überblick dazu liefert auch das Dashboard der KLEINEN ZEITUNG. Auch der Verbrauch von Kraftwerken (inklusive Pumpspeicherkraftwerken) und Hochöfen ist in diesem Bruttoverbrauch enthalten, im Unterschied zu anderen Darstellungen wie z.B. dem Energie-Dashboard der Bundesregierung.

Energie-Dashboard: Aktueller Überblick über die Energiekennzahlen / Kleine Zeitung

Über dieses Dashboard kann man sich auch über die Strom- und Gaspreisentwicklung, Gasfüllstände, Stromerzeugung und deren Zusammensetzung sowie über Sprit- und Pellets-Preisentwicklung informieren.

Gründe für den Rückgang sind keine angeführt. Die Wirtschaft brummt nach wie vor, die erwartete Konjunkturdelle ist im angezeigten Zeitraum noch nicht angekommen. Also müsste doch der Stromverbrauch steigend sein.

Ein Grund für den Stromverbrauchsrückgang könnte allerdings die stark wachsende Photovoltaik-Situation sein. Nämlich OHNE Einspeisung ins Netz, also sofortiger Selbstverbrauch bzw. Speicherung mit den derzeitigen noch bescheidenen Speichermöglichkeiten.

Stromverbrauch MORGEN

Der Energieverbrauch extrem stark zunehmen, heißt es immer wieder. Ist dem so? Gibt es dazu valide Zahlen?

Der Energieverbrauch wird explodieren, bis 2040 wird er sich sogar verdoppeln.“ In vielen Berichten in beinahe jedem Medium wird uns das erklärt. Bei einer Wirtschaftszeitung habe ich mir die Mühe gemacht und hinterfragt, worauf diese Annahmen beruhen.

Ergebnis der Nachfrage: Nur von der APA (Austria Presse Agentur) abgeschrieben.
Niemand hinterfragt den Wahrheitsgehalt der dort gelisteten Presseaussendungen. Journalistischer Check und Gegen-Check ist heute offensichtlich nicht mehr opportun. Wozu haben wir eigentlich Wirtschaftsforschungsinstitute in Österreich, wenn diese nicht beauftragt werden, diese Annahmen in Zahlen zu gießen?

Dass der Stromverbrauch steigen wird, ist unbestritten.
Gründe dafür sind die E-Mobilität, die vielen neuen Wärmepumpen als Ersatz für Öl- und Gasheizungen, zukünftige Wasserstofferzeugung für den Schwerverkehr, Grünes Gas (Biomethan) als Ersatz für fossiles Gas und natürlich auch die Dekarbonisierung der Industrie. So schreibt es zumindest die Wien Energie.

Strombedarf-oe-2040 / Wien Energie

Was kann bei diesem (leider nicht quantifizierten) Strom-Mehrverbrauch gegengerechnet werden?

  • Bei der E-Mobilität die vielen PV-Anlagen auf den privaten Dächern bzw. Unternehmensdächern. Selbstverständlich wird dies auch bei vielen Wohnanlagen (erneuerbare Erzeugergemeinschaften) der Fall sein. Wenn die E-Mobilität wirklich in so großem Umfang bis 2040 kommen sollte, dann fällt auch enorm viel Strom für die Erzeugung von Benzin und Diesel weg. Raffinerien haben einen ganz enormen Stromverbrauch.

  • Das gleiche gilt natürlich auch für Wärmepumpen. Private und vor allem auch Unternehmen werden die Energie im Sommer aus eigenen PV-Anlagen für den Winter speichern und damit ihre Wärmepumpen betreiben.

  • Die Wasserstofferzeugung wird in Österreich wohl kaum in größerem Umfang stattfinden. Der enorme Strombedarf dafür wird dies unwirtschaftlich machen. Schon jetzt werden die Gasleitungen in Deutschland auf zukünftige „Wasserstoff-Fitness“ überprüft.

  • Bleibt noch die Dekarbonisierung der Industrie. Diese wird viel Strom verbrauchen. Vor allem solange, bis dieser Stromverbrauch durch preisattraktiven Wasserstoff ersetzt werden kann.

Alternativen zum teuren Strom aus dem Monopol-Netz, welche die Papier- und Stahlindustrie, die Bahn, aber auch die Supermärkte gefunden haben, werden in einem Artikel der Wiener Zeitung ansatzweise beschrieben.

Strom aus dem eigenen Kraftwerk / Wiener Zeitung

Dazu noch ein aktuelles Beispiel aus meinem persönlichen Umfeld (Schwiegersohn):
Gewerbebetrieb, 30 Mitarbeiter, Viertagewoche (wegen Personalmangel), Maschinenpark: 2x Fräsen, 1x Schneiden, 4x Bedrucken, 22 PC‘s.
230 m2 PV-Anlage, noch ohne Speicher. Max. Leistung 50 kWh. Deckt 75% des Eigenbedarfs, Rest wird eingespeist (vor allem an den drei arbeitsfreien Tagen). Kosten der Anlage 68.000 €, davon rund 20.000 € Förderung. Geplante Amortisationszeit 4 Jahre.

Schlussbemerkung:
Der in vielen Presseaussendungen offenbar bewusst hoch prognostizierte Mehrverbrauch des Stroms in der Zukunft könnte womöglich auch ein Nullsummen-Spiel werden, oder? Wie heißt es so schön: „Nichts Genaues weiß man nicht.“
Doch wiederum, wir wollen nur, dass die geplante Freileitung als Erdkabel ausgeführt wird!
Sollte die Leitung in 20 Jahren nicht mehr erforderlich sein, wird diese dann halt in Vergessenheit geraten, weil eben unsichtbar. Wie viele andere Entscheidungen der Gegenwart auch.

Rudolf Niederwimmer, Interessengemeinschaft Landschaftsschutz Mühlviertel

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