Interessante Interviews gaben zwei Politiker dem Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblatt (siehe nachfolgenden Beitrag vom 17.6.2022).
Christoph Stark, Abg. z. NR, mauert (dies soll allerdings kein Vergleich mit dem ehrbaren Handwerk der Maurer werden) wie schon viele seiner Kollegen in der Vergangenheit. Ich gehe davon aus, dass er höchstwahrscheinlich nicht verifiziert hat, was er da sagte. So wie viele in seiner Partei machen sie den Netzbetreibern die Mauer, damit diese in Ruhe ihren Geschäften nachgehen können. Aber „auch er sei ein Freund erdgebundener Kabel“ meint er nur zum Schluss. Ja warum vertritt er dann nicht seine „Freundschaft“ mit dem Erdkabel?
Weil er sich sonst womöglich vom „Gaben-Tisch“ zurückziehen müsste?
Ob der Herr Stark, der auch gleichzeitig Bürgermeister der steirischen Stadt Gleisdorf ist, schon weiß, dass in seinem Bundesland 110-kV-Leitungen als Erdkabel ausgeführt werden? (siehe dazu unser Beitrag vom 12. September 2022)
Im selben Artikel gibt auch ein Bauernbund-Funktionär sein „Fachwissen“ kund, wenn er meint, dass ein Erdkabel für die Grundbesitzer mehr Nachteile als Vorteile habe. Er führt Flurschäden ins Treffen, als ob diese beim Freileitungsbau nicht der Fall wären. Meist wird zu den Maststandorten eine eigene Zufahrtsstraße gebaut, sofern der Standort nicht zufällig unmittelbar an einer Straße liegt.
Dann wird noch versucht, durch „erhöhte Beschädigungsgefahr bei der Bodenbearbeitung“ zu verunsichern. Wie meint der gute Mann, dessen Name im Artikel leider nicht genannt wird, das den? Wir wissen natürlich auch nicht, welche Pflugschare er in seinem Betrieb verwendet, womit er in 1,5 Metern Tiefe ein Erdkabel beschädigen könnte. Denn so tief liegen die Erdkabel. Wir können ihm versichern, dass unsere Mühlviertler Landwirte nicht die Absicht haben, die Humusschicht unterzupflügen.
Ohnehin macht es wenig Sinn, Erdkabel querfeldein einzubringen.
Naturfreunde Oberösterreich
Bei einem Treffen mit den Naturfreunde-Ortsgruppen des Mühlviertels haben sich diese erfreulicherweise für die Unterstützung unseres Anliegens ausgesprochen. Vereint uns doch das gleiche Interesse für eine intakte Naturlandschaft.
Liebe Naturfreunde, vielen Dank für eure Unterstützung. Wir freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit.
Neues vom Zeitplan der Netzbetreiber
Neuester Informationsstand ist, dass die Netzbetreiber frühestens Ende nächsten Jahres ihren Antrag zum Bau ihrer Freileitung in Form einer Umweltverträglichkeitsprüfung einreichen wollen. Die Entscheidung liegt dann beim Amt der OÖ. Landesregierung und in der Folge wahrscheinlich beim Bundesverwaltungsgerichtshof.
So ist abzusehen, dass es in Summe mindestens 10 Jahre dauern wird, bis deren gewünschte Freileitung in Betrieb gehen kann. Wobei wir jetzt schon im fünften Jahr dieser Gesamtperiode stehen. Voraussichtlich wird vor 2028 kaum Strom fließen, außer die Politik hat ein Einsehen. Aber offenbar ist nicht die Stromleitung – in welcher Form auch immer – wichtig, sondern nur die „Durchsetzungskraft“ des Landesrates und der von den Politikern eingesetzten Netzbetreibungsmanagern bei Energie AG und Linz AG.
Warum muss es denn unbedingt eine Freileitung sein?
Ehrlich gesagt, wir wissen es nicht. Diese Frage habe ich schon etlichen gestellt, die sich mit Leitungsnetzen auskennen und die großes technisches Fachwissen dazu haben. Oder auch großen Wirtschaftslenkern, welche die politischen Usancen kennen.
Drei mögliche Gründe haben sich dabei herauskristallisiert:
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In Zukunft sollen alle Leitungen auf 220 kV „upgegradet“ werden, was bei einer funktionierenden 110-kV-Erdkabelleitung zugegeben schwierig wäre.
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Weil Monopolunternehmen kein Interesse und vor allem keinen Willen an und zu einer Innovation haben (das würde auch zu der Aussage eines Projektmanagers passen: „weil wir das schon immer so gemacht haben“)
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Weil Leiterseile udgl. bis zu 10 Jahre im Voraus in Rahmenverträgen geordert werden. Was werden sie dann mit diesen Seilen tun, wenn die Freileitung nicht kommt?
Tatsache jedoch ist, hätten sie von Anfang an ein Erdkabel in Betracht gezogen, wäre die Leitung schon längst in Betrieb. Und das Gerede, dass man „so manche“ private PV-Anlage nicht einspeisen lassen kann, weil eben die Leitung noch nicht steht, wäre noch unglaubwürdiger.
Die Baukosten (Plan: 650.000 €/KM, Ist: 960.000 €/KM bei der Leitung Rainbach-Friensdorf) wären wesentlich billiger gewesen gegenüber den zu veranschlagenden tatsächlichen Kosten in der Zukunft. (Unter Berücksichtigung des Baukostenindex seit 2017 dürfte die geplante Freileitung heute rund 1,2 Mio. €/KM kosten).
Von den enormen Energieverlusten bei der Freileitung gegenüber einer Erdkabellösung gar nicht zu reden (rund 4fach höherer Netzverlust). Aber das stellt für die Herrschaften kein Problem dar, das schlagen sie uns in der Abrechnung als „Netzverlustentgelt“ ohnehin auf.
Wären die Netzbetreiber keine Monopol-Unternehmen, sondern privatwirtschaftliche Unternehmen oder „richtige“ Aktiengesellschaften, würden die Inhaber bzw. „weisungsfreien“ Aufsichtsräte die Vorstände für diese „Fehlleistungen“ zur Rechenschaft ziehen oder zumindest „gnadenlos“ ablösen.
Rudolf Niederwimmer, Interessengemeinschaft Landschaftsschutz Mühlviertel